Interview mit Markus

Markus Watermeyer studiert Angewandte Informatik im Master und arbeitet derzeit als Systementwickler bei der Robert Bosch GmbH


Magst du dich in zwei Sätzen einmal kurz vorstellen? Was hast du studiert und warum in Hildesheim?
Ich bin Markus und habe IMIT im Bachelor studiert und bin aktuell noch im Master angewandte Informatik. Zum einen hat sich Hildesheim bei mir auch durch die örtliche Nähe ergeben. Ich komme aus Hildesheim, wohne in Hildesheim und von daher hat sich das angeboten. Zum anderen habe ich vorher schon an der Uni Hannover Mathematik studiert, nur war mir die große Uni etwas zu anonym und von daher fand ich eine kleinere Uni ganz angenehm.

Was machst du beruflich und wie bist du zu deinem Beruf gekommen?
Ich habe in den ersten Semestern über ca. 2 Jahre an der Uni Hildesheim als Tutor gearbeitet und bin dann über eine Praktikantenstelle als Softwareentwickler im Rahmen des Pflichtpraktikums bei der ENTIAC GmbH gelandet. Aus der Praktikantenstelle wurde dann eine Werkstudentenstelle und das führte wiederum zu einer Anstellung als Teilzeitkraft. Inzwischen bin ich allerdings seit 9 Monaten bei der Robert Bosch GmbH in der Produktentwicklung und befinde mich gerade in den letzten Zügen meiner Masterarbeit.

Wie sehen Deine täglichen Aufgaben aus? Was macht dir an deinem Beruf besonders Spaß?
Aktuell bin ich zu 50% im Produktmanagement im Bereich „Commercial Vehicles and Offroad“ und zu 50% in einem sogenannten konzernübergreifenden „Top-Projekt“ angestellt. Bei ersterem gehöre ich zur Unterabteilung der System Ingenieure. Wir schauen uns also an, was der Kunde hinsichtlich des gesamten Systems, also Hardware und Software, haben möchte und bauen dafür eine Architektur die später in der Entwicklungsabteilung entwickelt wird. Im Top-Projekt arbeite ich übergreifend mit verschiedenen Business Units innerhalb des Bosch Konzerns an Innovationen zum Thema IoT. Zusammen mit den KollegInnen aus den einzelnen Abteilungen versuche ich dabei Einheitlichkeit herzustellen und Synergieeffekte zu nutzen.

Was war dir bei der Auswahl deines Unternehmens besonders wichtig?
Die ENTIAC GmbH habe ich im Rahmen des IT-Speeddatings der Uni Hildesheim kennengelernt und da der Themenbereich gepasst hat, wir uns sympathisch waren habe ich dort mein Praktikum angefangen. Zur Robert Bosch GmbH bin ich dann durch ein attraktives Angebot, sowohl finanziell als auch hinsichtlich des Themen- und Aufgabenbereichs, gewechselt. Das Team muss menschlich zu mir passen bzw. ich zum Team. Die Aufgabe muss interessant sein, aber das finanzielle muss natürlich auch angemessen sein.

Welche Kompetenzen sind deiner Meinung nach für deinen Beruf besonders wichtig?
Zum einen ist strukturiertes und organisatorisches Denken sehr wichtig. In Produktmanagementabteilungen sitzt man zwischen KundInnen und deren Anforderungen und der Entwicklung mit gewissen verfügbaren Kapazitäten. Es gibt eine Menge Faktoren, die von allen Seiten wirken und die es zu koordinieren gilt. Dabei muss man viel kommunizieren, demnach ist Kommunikation auch sehr wichtig. Wir müssen zwischen Kunden und Entwicklung vermitteln können. Die technische Kompetenz ist natürlich auch ein ganz entscheidender Punkt. Ohne die funktioniert es nicht.

Was konntest du Nützliches aus dem Studium mit in den Beruf nehmen? Welche Kurse würdest du weiterempfehlen?
Für meinen aktuellen Job jetzt gerade wenig tatsächlich. Aber grundsätzlich für meinen bisherigen Weg waren die Informatik-Kurse, wie Programmieren lernen, sehr relevant. Die Kurse im Bereich Software-Architekturen finde ich wichtig. Nicht unbedingt in den Details, aber das Verständnis der Grundprinzipien war schon sehr wertvoll. So zum Beispiel GSE (Grundlagen des Software Engineering), SPLE (Software Produktlinien Entwicklung) oder SA (Software Architekturen). Aber auch Kurse aus der BWL, die z.B. die Erstellung von Portfolios, Roadmaps etc. zum Thema hatten.

Neben dem Studium weitergebildet?
Sicherlich durch die Praxiserfahrung durch das Praktikum und die Werksstudentenstelle. Dort konnte ich die theoretischen Dinge aus dem Studium auch tatsächlich mal in der Praxis anwenden. Ansonsten gab es auch einige Fortbildungen, bspw. tiefergreifende Programmierkurse, die ich im Rahmen dieser Stellen mitmachen konnte. Allerdings hat mir die Praxiserfahrung am meisten gebracht. 2020 habe ich die Scrum-Master-Zertifizierung gemacht und habe mich im Bereich „Container-Virtualisierungen“ (z.B. Docker, Kubernetes), Cloud (AWS) und in gängigen Tools für Software-Entwickler (z.B. Git, Jira) schulen lassen.

Gibt es Themen, die dir im Studium gefehlt haben, die man sich neben dem Studium aneignen sollte? Kennst du gute Ressourcen dafür?
Technische Informatik würde ich sagen. Da ist das Angebot an der Uni Hildesheim doch noch relativ schmal. Es muss nicht unbedingt Elektrotechnik sein, aber etwas, das noch ein bisschen mehr in die hardware-nähere Informatik reingeht. Außerdem fehlte mir noch etwas wie App-Entwicklung, Mobilfunk und alles was Richtung Mobil-Geräte geht.

Was sind deiner Meinung die IT Trends, die euch im Unternehmen gerade am meisten beschäftigen?
Auf Hardware-Ebene schauen wir uns gerade an wie man es hinbekommt, dass ein Fahrzeug in Deutschland durchgängigen Mobilfunkempfang hat. Dazu setzten wir uns beispielsweise mit low-earth-orbit-Satelliten auseinander und wie man diese als redundante, zweite Verbindungsmöglichkeit einsetzen kann, sofern Mobilfunk ausfällt.

Auf Software-Seite wird Containerisierung zunehmend wichtiger. Dabei geht es darum Software-Teile in einzelne virtuelle Container zu packen. Das hat eine Menge Vorteile bspw. hinsichtlich Dependency Management und ist im Web schon sehr verbreitet, aber auf Kleingeräten tatsächlich noch nicht so weit verbreitet.

Hast du weitere Tipps für Studierende, um das Studium zu meistern und den Berufseinstieg zu schaffen?
Ich würde jedem empfehlen eine Werksstudentenstelle zu finden. Praxiserfahrung zu sammeln ist während des Studiums das A und O. In Vorstellungsgesprächen wurde ich selten auf Studieninhalte abgefragt, da ging es in der Regel um Praxiserfahrung. Ein halbes Jahr Werkstudentenstelle kann da schon viel Wert sein und ist definitiv relevanter als die Nachkommastelle der Note auf dem Zeugnis.

Sagt sich immer so leicht, aber außerdem regelmäßig dran bleiben im Studium – kein Kurzzeitgedächtnis vollstopfen vor der Prüfung. Insbesondere in Kursen in denen es auf Übung ankommt, wie Programmierkurse oder Mathe. Hier geht es eher darum die Grundideen zu verstehen und auf andere Problemstellungen transferieren zu können als einfach nur auswendig zu lernen.

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