Interview mit Ben

Ben Ole Beißner (21) studiert Wirtschaftsinformatik im Bachelor und ist derzeit Praktikant bei einer Wirtschaftsprüfung.


Magst du dich in zwei Sätzen einmal kurz vorstellen? Was studierst du und warum in Hildesheim?
Ich bin Ben. Ich bin 21 Jahre alt. Ich studiere jetzt im sechsten Semester in Hildesheim meinen Bachelor in Wirtschaftsinformatik. Der Weg war für mich nicht weit, denn ich komme gebürtig aus Hildesheim. Ich habe hier quasi schon mein ganzes Leben verbracht. Nach meinem Abitur, als es langsam darum ging, was ich studieren möchte, hatte ich noch keinen festen Plan. Ich wusste aber, dass ich schon noch ganz gerne in Hildesheim bleiben würde. Erst einmal hatte ich hier sozusagen meine Basis und kannte schon viele Leute. So habe ich mich dann hauptsächlich an der Uni Hildesheim orientiert und geschaut, was dort angeboten wird. So bin ich auf die Wirtschaftsinformatik gekommen.

Dabei war Wirtschaftsinformatik gar nicht der feste Plan. Ich wollte eigentlich immer was mit Sport studieren und habe auch ein Sport-Abitur gemacht. Ich habe in dem Jahr nach dem Abitur angefangen, mir Webseiten mit WordPress zusammenzubauen. Daran habe ich Spaß gefunden und Wirtschaft hat mich schon immer interessiert. Zum Glück bin ich dann auf den Trichter gekommen Wirtschaftsinformatik zu studieren. Das hat meiner Meinung am besten gepasst. Wenn es kein Wirtschaftsinformatik gegeben hätte, dann hätte ich wohl eher BWL statt Informatik studiert. Letzteres hätte ich mir vielleicht nicht zugetraut. Die Kombination aus beidem hat mich dann überzeugt. So war es mir möglich, Informatikkenntnisse zu erwerben und die BWL nicht zu kurz kommen zu lassen. BWL fand ich schon immer spannend und so konnte ich aus einem großen Portfolio an Möglichkeiten wählen. Wir bekommen in Hildesheim ein breites Skill-Set vermittelt und das war so der ausschlaggebende Punkt.

Welchen Beruf bzw. welches Berufsfeld strebst du nach dem Studium an?
Ich möchte mich gerne in meinen letzten Studienjahren im Bereich Data Analytics und Data Science mit Fokus auf Datenanalyse und Machine Learning spezialisieren. In diese Richtung soll es gehen. Schon eher in Richtung Informatik. Durch die Vertiefungsmodule kann ich das machen. Die richtige Spezialisierung kommt dann im Master.

Auf welche Aufgaben und Aspekte des Berufs freust du dich besonders?
Zum einen finde ich diesen ganzen Prozess von Datenerhebung über Strukturierung bis hin zur Visualisierung als Gesamtpaket sehr spannend. Auch die Umsetzung von eher mathematischen Problemen und Anwendung auf reale Problemstellungen finde ich faszinierend. Daher möchte ich auch meine Fähigkeiten in diese Richtung weiterentwickeln.

Kannst du dir vorstellen nach dem Studium im Großraum Hildesheim zu arbeiten? Wovon ist das für dich abhängig?
Im Master kommt das erst mal auf die grundsätzliche Ausrichtung des Studiengangs an. Da haben wir in Hildesheim ja mit Data Analytics auch einen ziemlich passenden Studiengang für. Ich muss aber auch sagen, dass ich momentan sehr mit dem Ausland liebäugle. Nach den 21-22 Jahren in Hildesheim ist der Drang groß, auch mal etwas Neues kennenzulernen. Bin da jetzt in der Planung, es gibt aber noch keinen endgültigen Plan. Den Schritt raus möchte ich aber gerne machen, um mal in eine komplett neue Umgebung reingeworfen zu werden und zurecht mich zurechtfinden zu müssen. Der Data Analytics-Studiengang in Hildesheim sagt mir vom Aufbau und so schon zu. Also wäre das definitiv eine Option für mich. Wahrscheinlich wird der Wunsch nach einer räumlichen Veränderung überwiegen. Ich habe mir die Niederlande ausgeguckt und ich habe mir bereits die Uni in Maastricht angesehen.

Was ist dir bei der Auswahl deines zukünftigen Arbeitgebers besonders wichtig?
Grundsätzlich glaube ich, die Aufgaben im Job müssen einem Spaß machen. Das ist komplett grundlegend. Es sollte etwas sein, bei dem man sich noch weiterentwickeln kann. Es sollte nicht von Anfang an klar sein, dass es für die nächsten 40 Jahre nicht mehr groß anders wird. Das wäre sonst sicher nicht motivierend. Ganz entscheidend sind die Leute um einen herum. Man muss in einem Team arbeiten, mit dem man sich gut versteht und mit denen man auf einer Wellenlänge ist. Alle müssen an einem Strang ziehen, während man auch eigene Ideen einbringen kann. Es sollte zukunftsorientiert sein. Es würde mir nicht 100% zusagen, wenn ich nur mit Themen konfrontiert bin die in 5-10 Jahren nicht mehr relevant sind. Mit ist es wichtig, dass ich mich mit meinen Kompetenzen immer weiterentwickeln kann. Bei Stillstand hat man nach ein paar Jahren ein Problem. Eine gewisse Work-Life-Balance sollte natürlich auch vorhanden sein. Das Leben besteht ja nicht nur aus Arbeit. Aber ergibt schon Sinn, sich sehr mit dem Berufsleben auseinanderzusetzen, da ein großer Teil davon bestimmt wird. Wenn man das im guten Team und guten Aufgaben in Einklang bringt, stimmt auch die Work-Life-Balance.

Wie informierst du dich über Berufsmöglichkeiten und potentielle ArbeitgeberInnen?
Das ist ein bunter Mix. Vieles ergibt sich aus Gespräch mit Kommilitonen. Außerdem habe ich noch ältere Bekannte, die schon ein paar Jahre weiter und im gleichen Bereich unterwegs sind. Natürlich gibt es auch immer mal wieder Infos über die Uni. Auch da kann man über den Tellerrand hinausschauen. Natürlich ist auch viel eigene Recherche. Auf LinkedIn bekommt man immer mal wieder was mit. Da muss man natürlich immer selbst durchforsten, was gerade für einen relevant ist.

Welche Kompetenzen sind deiner Meinung nach für deinen angestrebten Beruf besonders wichtig?
Wenn es dann in den Data-Science Data-Analytics-Beriech geht, ganz klar, man muss programmieren können. Man muss sicher kein komplett ausgebildeter Fullstack-Developer sein, aber man sollte sich mit den relevanten Programmiersprachen wie Python oder R auseinandergesetzt haben. Da muss man schon was draufhaben. Für Machine Learning ist es wichtig, dass die mathematischen Grundlagen sitzen. Man muss die Modelle verstehen und den Schritt schaffen, die mathematischen Modelle in die Praxis und Programmcode umsetzen zu können. Teamfähigkeit ist sicher auch wichtig, da man selten alleine an solchen Aufgaben arbeitet. Man muss sich bewusst sein, was man gut kann und was die Kollegen gut können, um gut im Team arbeiten zu können.

Welche IT-Trends schätzt du für Unternehmen aus deinem angestrebten Berufsfeld für besonders relevant ein?
Gut, ich weiß nicht, ob man das noch als Trend bezeichnen kann, aber grundsätzlich Machine Learning mit Fokus auf Deep Learning und neuronalen Netzwerken. Das ist derzeit State oft the Art. Damit sollte man sich vertraut machen, wenn man in den Bereich gehen möchte.

Welche Kompetenzen konntest du im Studium bereits (weiter-)entwickeln? Welche Kurse würdest du weiterempfehlen?
Im Studium wird man viel selbstständiger. Man lernt viel besser, sich auf Prüfungen vorzubereiten und das eigene Studium zu organisieren. Vor allem in der Informatik und WI ist es wichtig, wie gut ich in Gruppen arbeiten kann. In Abschlussarbeiten ist es immer wichtig, sich in der Gruppe abzustimmen, damit das Projekt erfolgreich wird. Die Stärken im Team müssen erkannt werden. Auf fachlicher Seite sind erste Programmiererfahrungen essenziell. Hatte ich vor dem ersten Semester auch gar nicht und da musste ich mich tief einarbeiten. Da kommen wieder die anderen ins Spiel, denn zusammen mit anderen ist das viel einfacher als alleine. Programmierkenntnisse sind hier sicher die wichtigste Kompetenz. Diese Grundlagen sind einfach essenziell. Darüber hinaus gilt das auch für die Mathekurse, wie Algorithmen und Datenstrukturen oder Statistische Methoden. Die Problemlösungskompetenz und das Grundverständnis für Mathematik sind schon wichtig. Alles, was irgendwie praktisch ist, Programmierkurse oder andere Projektarbeit ist für das spätere Berufsleben wichtig, da man hier am ehesten den Einstieg in ein Projekt hat und in die Umsetzung kommt. Das motiviert und man lernt durch das selber machen mehr als durch Auswendiglernen eines Skripts. Entscheidend sind Praktika. Bei uns ist das ja Pflicht und ich finde gut, dass die so verankert sind. Ich denke, dass es für jeden Studierenden eine unfassbar gute Erfahrung ist, während des Studiums einen Einblick in einen Beruf zu erhalten, sich sein eigenes Bild zu machen. Wenn es ein cooles Praktikum ist, hat man vielleicht schon einen Arbeitgeber für später. Und wenn nicht, weiß man auch schon, wie es später nicht laufen sollte. Ich würde es jedem empfehlen das in der Studienplanung nicht zu vernachlässigen. Mit möglichst viel Praxiserfahrungen aus dem Studium hinauszugehen ist am besten, um den für sich richtigen Weg zu finden.

Hast du praktische Erfahrungen neben dem Studium sammeln können?
Das hat sich durch das IT-Speed-Dating ergeben. Das war bei im dritten Semester, als ich die Mail bekam, dass wieder das Speed-Dating ansteht. Das hat sich natürlich super angeboten. Da kommen 20-25 Unternehmen, die im IT-Bereich unterwegs sind und mit jedem der Unternehmen kann man sich 5-7 Minuten austauschen. Auf diese Weise erhält man einen großen Überblick über derzeitige Angebote und alle anwesenden Unternehmen suchen auch tatsächlichen nach Verstärkung. Ich habe in dem Rahmen zum Beispiel gleich ein anschließendes Kennenlerntreffen verabredet. Ich habe mich noch einmal vorgestellt, wir haben uns näher kennengelernt und geschaut, wo das als Praktikum passen kann. Das haben wir dann schnell unter Dach und Fach gebracht, sodass ich im Bereich Cloud-Strategieentwicklung für das Unternehmen anfangen konnte. Ich habe mich dann erst mal grundlegend mit allem im Bereich Cloud-Computing auseinandergesetzt und mir die Grundlagen drauf geschafft. Da habe ich dann mit dem Team der Softwareentwicklung überlegt, welche Anbieter und Software man nutzen könnte, um Prozesse zu vereinfachen und Kosten zu sparen. Dabei habe ich die Konzepte entwickelt.

Wie stellst du dir den optimalen Berufseinstieg vor?
Dass man mal an die Hand genommen wird, ist sicher keine schlechte Idee. Eine kleine Anleitung für die erste Zeit. Viel besser klappt das meiner Meinung nach mit einer kürzeren aber intensiveren Zeit in der man sich nur aufs Lernen konzentrieren kann. Dann sollte es relativ schnell ins kalte Wasser gehen, damit man an Herausforderungen wachsen kann. So kann man sich noch schnell auf einen Stand bringen, sodass man vollwertig mitarbeiten kann. Aus meiner Sicht ist es ein guter Mix aus einem Mentor bzw. Team im Hintergrund und eigener Verantwortung. Man kommt aus der Uni und ist eben noch nicht so weit, wie jemand, der schon 2-3 Jahre aus der Uni raus ist. Das ist aber auch eine Chance, weil man anders an Probleme herangeht.

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